Der Frühling naht – und damit auch die erste Aussaat! Doch Achtung: Saatgut ist nicht unendlich lange haltbar. Erika Brunken von der Niedersächsischen Gartenakademie erklärt, woran das liegt und wie ihr Pflanzensamen auf Keimfähigkeit hin testen könnt.

Boxen mit Samentütchen

Pflanzensamen habe ich jede Menge – doch welche kann ich noch aussäen?

In meinen Samenkiste gibt einige Pflanzensamen, bei denen Verfallsdatum ist abgelaufen. Sollte ich diese jetzt wegwerfen?

Nicht unbedingt. Gesundheitliche Bedenken gibt es nicht, aber die Keimfähigkeit lässt nach und manchmal gibt es viele Fehlstellen beim Auflaufen.

Bei der Anzucht auf der Fensterbank ist das nicht so gravierend, weil die Sämlinge in Töpfe pikiert und vereinzelt werden. Aber bei der Aussaat im Garten entstehen Löcher, wenn das gelegte Saatgut nicht keimt. Und bevor man erkennt, dass man nachsäen oder sogar neues Saatgut kaufen muss, gehen Tage ins Land. Diese Zeit kann man oft nicht wieder einholen.

Was versteht man unter Keimfähigkeit?

Als Keimfähigkeit bezeichnet man die Fähigkeit des Pflanzensamens, einen Keimlingzu bilden.Gutes Saatgut weist eine 70- bis 80-prozentige Keimfähigkeit auf.

Wodurch kann sich Keimfähigkeit verschlechtern?

Wenn die Pflanzensamen ausgetrocknet sind, zum Beispiel durch zu warme Lagerung. Oder wenn sie durch zu feuchte Lagerung verpilzt sind. Samen lagern am besten kühl, frostsicher, trocken und dunkel.

Wie erkenne ich, ob ich Saatgut noch verwenden kann?

Bei gekauften Samen steht ein Haltbarkeitsdatum auf der Tüte. Bei selbst gesammelten oder geschenkten Samen ist es nicht erkennbar. Da hilft eine Keimprobe weiter.

Mit der Keimprobe Keimfähigkeit testen
Keimprobe: Ein paar Samen auf einem angefeuchteten Tuch in einer Schale, um die Keimfähigkeit zu prüfen.

Mein Testlabor zur Überprüfung der Keimfähigkeit. :-)

Wie funktioniert diese Keimprobe?

Man breitet auf einem flachen Teller einige Lagen gut angefeuchtetes Küchenpapier aus, streut zum Beispiel 20 Samenkörner darauf aus und deckt sie mit feuchtem Küchenpapier ab. Den Teller stellt man an einen warmen Ort. Wichtig ist es, das Küchenpapier gleichmäßig feucht zu halten. Nach ein paar Tage sollten die Samen keimen und man kann das Ergebnis auszählen.

Wie lange ist Saatgut in der Regel keimfähig?

Das ist je nach Pflanzenart sehr unterschiedlich. Gurke, Mangold, Kürbis, Zucchini und Tomate sind besonders lange keimfähig. Manche Experten gehen von sechs bis acht Jahren aus. Bei Schwarzwurzeln, Porree, Pastinaken und Erbsen kommt es am meisten darauf an, dass das Saatgut frisch ist.

Und wann muss ich neue Samen kaufen?

Liegt die Keimfähigkeit unter 50 Prozent ist es ratsam, sich neues Saatgut zu besorgen. Ausnahmen gibt es natürlich immer. Wenn das Saatgut für den Gartenliebhaber zum Beispiel einen besonderen Wert besitzt, weil er es geschenkt bekommen hat oder weil es sich um eine alte Sorte handelt.

 

Zur Person

Erika Brunken, Leiterin der Niedersächsischen Gartenakademie in Bad Zwischenahn

Foto: Erika Brunken

Erika Brunken ist Leiterin der Niedersächsischen Gartenakademie in Bad Zwischenahn im Fachbereich Aus- und Weiterbildung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. „Ich bin in einem Forsthaus mitten im Wald aufgewachsen, mit Garten, Tieren und Bäumen. Das hat mich geprägt und in mir die Gartenleidenschaft geweckt“, sagt sie.

Erika Brunken studierte Gartenbau und arbeitet jetzt seit mehr als 25 Jahren in der Beratung und Weiterbildung von Gartenliebhabern. „Ich möchte meine Erfahrungen weitergeben und Gartenfreunden helfen, Gartenglück zu finden und zu genießen.“ Ein Garten hat für sie viele positive Effekte: Ort der Ruhe, Kreativität, Bewegung, des Genießens der Früchte und des Öffnens der Sinne für alle Eindrücke. Worauf sie nicht verzichten könnte? „Auf die Frühjahrsblüher, die Vögel mit ihrem Gesang und das Summen der Insekten. Sie zeigen mir die Verlässlichkeit der Natur, die stetige Wiederkehr des Frühlings, den ich nach der kalten Zeit sehnsüchtig erwarte.“

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Mel

Mel arbeitet als freiberufliche Journalistin und hat ein Herz für grüne Themen. Auf Kistengrün zeigt dir die begeisterte Balkon-Gärtnerin, wie du dir auf kleinem Raum ein grünes Paradies schaffst.

8 Kommentare

Anna · 28. Februar 2016 um 4:58 pm

Ein sehr interessanter und informativer Beitrag. Ich habe noch nie Keimproben gemacht, was wächst das wächst, ich sehe das nicht so eng. Dann habe ich natürlich noch diese Horrorvorstellung von unzähligen Töpfchen und Schalen mit Keimproben überall rumstehen :D

Liebe Grüße
Anna

    Mel · 28. Februar 2016 um 6:41 pm

    Hallo Anna,

    ich habe das bislang so gesehen wie Du. In diesem Jahr habe ich bei einigen Kräutersamen eine Keimprobe gemacht, weil ich mir unsicher war – und das war auch gut so. Damit habe ich ein bisschen Zeit gespart. :-)
    Gut zu wissen, dass man offensichtlich kein gesundheitliches Risiko eingeht, wenn das auf der Packung angegeben Datum überschritten ist. :-)
    Ich wünsch Dir viel Erfolg beim Aussäen in diesem Jahr!

    Kistengrüne Grüße
    Mel

Der ideale Start ins Gartenjahr oder: Wann fange ich an? - Kistengrün · 28. Februar 2016 um 6:37 pm

[…] Darum solltet ihr eine Keimprobe […]

Kistengrüne Woche: Alles grün macht der April · 10. April 2016 um 6:50 pm

[…] Keimfähigkeit von Saatgut […]

Pflanzen kaufen oder selber ziehen? · 4. Mai 2016 um 7:37 am

[…] Keimfähigkeit von Saatgut […]

Praktische Hilfe im Garten: ein Pflanztisch · 9. Januar 2017 um 6:48 pm

[…] Keimprobe bei Saatgut […]

Verblüht und ausgereift: Samen ernten und sammeln · 18. Januar 2017 um 1:44 pm

[…] Kühl, trocken und dunkel gelagert, bleiben die meisten Samen je nach Sorte etwa drei Jahre lang keimfähig. […]

Warum ihr Saatgut nicht jedes Jahr neu kaufen müsst · 27. Dezember 2018 um 9:50 am

[…] wird bei richtiger Lagerung nämlich nicht schlecht, seine Keimfähigkeit nimmt nur im Laufe der Zeit […]

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