Bremer Scheerkohl war früher ein regional bekanntes Arme-Leute-Essen. Heute ist er nahezu vergessen. Zeit, das zu ändern! Denn der flotte Schnittkohl gedeiht prima im Balkonkasten. Und das bestimmt nicht nur hier, in Norddeutschland.
Es ist schon erstaunlich, wie einst wichtige Nahrungsmittel im Laufe der Zeit an Bedeutung verlieren oder gar vergessen werden. Und das komplett.
Mangold beispielsweise war so ein solches Gemüse. Rucola und Bärlauch. Oder eben auch der Bremer Scheerkohl (Brassica napus ssp. napus).
Früher war die regionale Variante des Schnittkohls (scheeren = schneiden) aus den Gärten in Bremen und umzu nicht wegzudenken. Schließlich war er günstig, wuchs schnell und man konnte ihn zeitig ab Februar / März und noch einmal im September aussäen – zu Zeiten also, in denen frisches Grün im Garten eher Mangelware ist bzw. wird.
Die Kohlrabi-ähnlichen grünen Scheerkohl-Blätter mit den weißen Blattadern können jung (also nach nur 4 bis 6 Wochen) geerntet und anschließend vielseitig verwendet werden: roh für Pesto und Salat, aber auch für Auflauf, Eintopf und natürlich gedünstet wie Spinat.
Doch ab Mitte des 20. Jahrhunderts versank der Scheerkohl in der Versenkung – und tauchte daraus nicht mehr auf. Im Gegensatz zu Mangold, Rucola und Bärlauch, die heute wieder in aller Munde sind.
Eigentlich schade, denn die Vorzüge des feinen Blattgemüses gelten nach wie vor. Und das nicht nur für den Anbau im Beet, sondern auch in Kübel, Kiste und Balkonkasten.
Schnittkohl auf dem Balkon anbauen
Wenn der Bremer Scheerkohl als Baby Leaf geerntet wird, braucht er nicht viel Platz. Du kannst ihn in einem Balkonkasten aussäen. Nährstoffreiche Erde ist ratsam, damit die Pflanzen genug Nahrung bekommen.

Gib ihnen einen möglichst sonnigen Platz. Zu Beginn des Frühjahres und im Herbst sind die Tage (noch) kurz.
Gieße regelmäßig, damit die Erde nicht austrocknet und die Blätter zart bleiben.
Meine Tipps:
Säe gestaffelt, also mehrere kleine Portionen in einem Abstand von ein bis zwei Wochen aus. So bekommst du ein größeres Erntefenster.
Pflückst du nur die äußeren Blätter, kannst du mindestens noch ein weiteres Mal ernten.
Podcast-Folge zum Bremer Scheerkohl
Worauf es beim Anbau noch ankommt und wie ich die regionale Delikatesse für mich entdeckt habe – darüber haben wir in der Sendung „Grüner wird’s nicht“ gesprochen.
Die Folge „Bremer Scheerkohl anbauen“ kannst du auf der Website von Bremen Eins als Podcast anhören.
Weitere Informationen, Rezepte sowie Bezugsquellen von Saatgut findest du bei SlowFood. Die Organisation hat den Schnittkohl im Jahr 2013 in die „Arche des Geschmacks“ aufgenommen. So soll er vor dem Aussterben bewahrt werden.
Mein Fazit
Was habe ich aus der Recherche zum Bremer Scheerkohl gelernt?
- Schnittkohl ist zwar ein Kohlgewächs. Er ist aber kein „richtiger“ Kohl, sondern laut Fachwelt eine Unterart des Rapses.
- Mit der Scheerkohl lässt sich zu Anfang des Jahres die Saure-Gurken-Zeit überbrücken: Geschützt im Februar ausgesät, kann man ihn schon im März / April ernten.
- Es ist wichtig, über selten gewordene Gemüse, Kräuter etc. zu sprechen. Das ist der erste Schritt um sie wieder in Erinnerung zu rufen, bekannt zu machen und sie damit auch hoffentlich wieder in Beet und Balkonkasten zu bringen. Denn nur so bleiben sie auch für nachfolgende Generationen erhalten.
Und jetzt du!
Hast du schon mal Scheerkohl oder Schnittkohl angebaut oder gegessen?
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