Lavendel bringt das Urlaubsgefühl nach Hause. Und mit seinen duftenden, nektarreichen Blüten lockt er auch viele Insekten an. Fatal, wenn die Pflanze mit Insektiziden belastet ist.

Ich liebe Lavendel. Auf meinem Balkon steht seit meinem ersten Balkongarten-Jahr ein Echter Lavendel (Lavandula angustifolia).

Die Pflanze ist die zweite Generation, sie hat sich aus Saatgut vermehrt. Die Mutterpflanze wird inzwischen in meinem Kleingarten groß und hoffentlich sehr, sehr alt.

Beunruhigende Test-Ergebnisse

Was ich persönlich an Lavendel mag, ist sein Duft. An stressigen Tagen einfach mal tief den Duft von Blüten und Blättern einatmen – das beruhigt.

Hat es mich zumindest bislang.

Inzwischen würde ich das nicht mehr so ohne Weiteres an jedem Lavendel machen. Denn:

Darunter sind nicht nur Gifte, die schädlich für Menschen sind und / oder nicht mehr in der EU zugelassen sind, sondern auch solche, die als stark bienentoxisch gelten.

Das bedeutet: Diese Nervengifte töten Bienen, wenn sie diese mit dem Nektar aufnehmen. Auch Gift-Cocktails, also eine Mischung aus unterschiedlichen Giften, sind laut Öko-Test ein Problem. Studien zufolge können nämlich Wechselwirkungen auftreten.

Insgesamt wurden von den 16 getesteten Echten bzw. Schopf-Lavendel nur einer mit der Note „sehr gut“ und drei mit „gut“ bewertet.

Lavendel
Lavendel im Balkongarten

Podcast-Folge zu Lavendel

Auch wenn ich weiß, dass konventionelle Pflanzen schwierig sind und auch der BUND seit Jahren zu ähnlichen Ergebnissen bei Stichproben von eigentlich insektenfreundlichen Pflanzen kommt, hat mich der Artikel dann doch (mal wieder) geschockt und bestürzt.

Schließlich gilt Lavendel als bienen- bzw. insektenfreundlich und wird oftmals auch offensichtlich so im Handel beworben. Die Schilder hast du bestimmt auch mal gesehen.

Die Folge „Lavendel im Garten und auf dem Balkon“ kannst du auf der Website von Bremen Eins als Podcast nachhören.

Gartensendung Radio Bremen Eins Grüner wird's nicht Gartenexpertin Melanie Öhlenbach Foto Jörg Sarbach

Den Test-Bericht kannst du auf der Website von Öko-Test nachlesen: Bienen lieben Lavendel – doch einige enthalten Pestizid-Cocktails. Die detaillierten Ergebnisse sind kostenpflichtig.

Fragen und Antworten zu Lavendel von Öko-Test

Als Vorbereitung für die Sendung habe ich Öko-Test natürlich auch angeschrieben und Fragen zu den Test-Ergebnissen gestellt. Da es aus zeitlichen Gründen nicht alle Antworten in den Podcast geschafft haben, stelle ich sie hier nach Rücksprache mit der Pressestelle noch mal online.

Welche Folgen hat die Pestizid- bzw. Insektizidbelastung für die Tiere und das Bodenleben? Irgendwo müssen die Gifte ja hin. Oder inwiefern verbleiben sie dauerhaft an der Pflanze?

„Je nach chemischer Struktur können Pestizide relativ schnell zu Abbauprodukten zerfallen oder länger an der Pflanze oder im Boden verweilen. Bei der Bewertung und Neuzulassung der Wirkstoffe berücksichtigt man dies, da schwer abbaubare Pestizide, die sich möglicherweise in der Umwelt anreichern, unerwünscht sind.

Grundsätzlich ist der intensive Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft neben dem Lebensraumverlust ein maßgeblicher Faktor für den Rückgang der Biodiversität in der Agrarlandschaft, das konnten verschiedene Studien den letzten Jahren belegen. Ein negativer Einfluss auf die Vielfalt der Wildbienen ist beispielsweise direkt durch den Einsatz von Insektiziden, oder indirekt durch den Einsatz von Herbiziden möglich, weil bestimmte Pflanzen in der Agrarlandschaft verloren gehen auf die spezialisierte Wildbienenarten angewiesen sind. Dabei spielt jedoch die großflächige Ausbringung von Pestiziden für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion gegenüber dem Eintrag durch Rückstände an Zierpflanzen die deutlich größere Rolle. 

Aufgrund dieses Trends spielen Kulturlandschaften wie Gärten und Parks eine zunehmend wichtige Rolle für Wildbienen, weshalb wir die Pflanzung oder Aussaat bienenfreundlicher Pflanzen empfehlen.“

Öko-Test per E-Mail, 2. Juli 2025

Sie schreiben in Ihrem Test-Bericht, dass Lavendel nicht von Menschen genutzt wird. Tatsächlich ist er essbar und wird auch gern für Öle, Beruhigungskissen etc. oder zum Kochen und Backen verwendet. Inwiefern ist der untersuchte Lavendel dafür empfehlenswert?

„Der von uns untersuchte Lavendel war nicht zum Verzehr geeignet, die Etiketten der Pflanzen waren entsprechend gekennzeichnet. Die nachgewiesenen Rückstände überschritten teilweise die zulässigen Grenzwerte für Lebensmittel, als solche wären die untersuchten Lavendelpflanzen dementsprechend nicht zu empfehlen. Für Zierpflanzen gibt es in Deutschland jedoch keine zulässigen Höchstgehalte.“

Öko-Test per E-Mail, 2. Juli 2025

Ist bio aus Ihrer Sicht die Alternative – für Mensch und Biene?

„Bio-Ware ist unserer Meinung nach eine gute Alternative. Zum Zeitpunkt unseres Einkaufs für den Test war diese jedoch leider noch nicht im Handel, daher konnten wir sie im Test nicht untersuchen und können leider auch keine fundierten Aussagen hierzu machen.

Die Auswahl an Pestiziden, die im Biolandbau eingesetzt werden darf, ist jedoch deutlich kleiner als im konventionellen Pflanzenbau. Vor allem im Hinblick auf die Mischung verschiedener Wirkstoffe würden wir hier Unterschiede erwarten.“

Öko-Test per E-Mail, 2. Juli 2025

Mein Fazit

Was habe ich aus der Lavendel-Geschichte gelernt?

  • Auch wenn eine Pflanzen grundsätzlich für den Verzehr geeignet ist, heißt es noch lange nicht, dass das auch eine gute Idee ist. Achte auf Kennzeichnungen oder frage nach, inwiefern eine Pflanze für den Verzehr geeignet ist.
  • Bio ist grundsätzlich die bessere Wahl – auch bei Zierpflanzen.
  • Stecklinge und Ableger aus einem Bio-Garten/Balkon oder selber säen mit Bio-Saatgut ist günstiger. Und auch sonst nachhaltiger mit Blick auf Produktion und Transport.

Und jetzt du!

Worauf achtest du beim Kauf von Zierpflanzen?


Mel

Mel arbeitet als freiberufliche Journalistin und hat ein Herz für grüne Themen. Auf Kistengrün zeigt dir die begeisterte Balkon-Gärtnerin, wie du dir auf kleinem Raum ein grünes Paradies schaffst.

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