Heidi Lorey liebt Kartoffeln. Wer ihr Buch „Kartoffelliebe“ gelesen hat, wird die Knolle mit anderen Augen sehen – und selber welche anbauen wollen!

Pinke und violette Kartoffeln
Kartoffeln müssen nicht immer gelb sein!

//Transparenzhinweis: Im folgenden Beitrag stelle ich ein Buch und seine Autorin vor, das mir der Verlag zur Verfügung gestellt hat. Für die Buchvorstellung habe ich keine Bezahlung erhalten.//

Ich mag Kartoffeln. So ganz grundsätzlich, als Pommes und Chips, als Auflauf und in Schale mit frischem, selbst gemachten Kräuterquark. Im Garten gehörten Kartoffeln dennoch für mich jahrelang zu den langweiligsten Gemüsepflanzen überhaupt: Jede Menge grünes Kraut, kleine weiße Blüten und ein paar Früchte, die man erst zu Ende des Sommers aus der Erde holen kann. Vorausgesetzt, man hat alles richtig gemacht.

Kurzum: viel Aufwand für ein Produkt, das ich eigentlich auch im Laden kaufen könnte.

Und dann kam die ‚Rote Emmalie‘ – und mir eröffnete sich eine ganz neue, aufregende Knollenwelt voller schmackhafter und vor allem: farbenfroher Sorten.

Seitdem bin ich ganz kartoffel-verliebt!

Heidi Lorey ist dieser Faszination schon vor mehr als einem Vierteljahrhundert erlegen. Die Gärtnerin und Gartenjournalistin ist vielen als „Kartoffelfrau“ bekannt, weil sie so viele Vorträge über die tolle Knolle hält.

Kartoffelsommeliere Heidi Lorey Foto: Jürgen Krämer
Kartoffelsommelière Heidi Lorey. Foto: Jürgen Krämer

Wir haben uns im vergangenen Jahr kennengelernt – natürlich über die Kartoffel! Heidi ist Mitglied im Arbeitskreis Kartoffel des Jahres. Die Gruppe kürt jedes Frühjahr eine besondere Knolle, um für die Kartoffel Lobbyarbeit zu machen und auf ihre Sortenvielfalt aufmerksam zu machen.

Bei mir hat das ja schon mal super funktioniert – siehe ‚Rote Emmalie‘.

Ganz viel „Kartoffelliebe“ auf 144 Seiten

Ihr ganzes Wissen hat Heidi nun in ein Buch gepackt, das ich wärmstens empfehlen möchte: „Kartoffelliebe“.

Auf insgesamt 144 Seiten beschreibt Heidi nicht nur, wie du Kartoffeln am besten im Beet und im Topf anbaust. Sie verrät auch, wie man die Pflanze über Stecklinge vermehrt oder aussät (Ja, diese grüne Beeren enthalten Samen, aus denen dann auch Kartoffelpflanzen wachsen!).

Kartoffel-Beere: grüne Früchte von Erdäpfeln
Die grünen Früchte der Kartoffel sind nicht essbar.

Und sie stellt natürlich auch viele tolle Sorten vor – von ‚Ackersegen‘ bis hin zu ‚Vitelotte Noire‘, deren Knollen Heidi als „schwarze Trüffel“ beschreibt. Mit Süßkartoffel und Topinambur blickt sie zudem über den Tellerrand und stellt zwei weitere Knollengewächse vor.

Doch nicht nur für Gartenfreund*innen ist „Kartoffelliebe“ geeignet. Das Buch steckt voller Wissen rund um die Kartoffel im Allgemeinen und einzelne Sorten im Speziellen – von der Kultur- und Anbaugeschichte bis hin zur Rettung der ‚Linda‘. Dazu verrät die Kartoffelsommelière leckere Rezepte und Tipps, wie man eine Kartoffel richtig verkostet.

„Kartoffelliebe“ ist aber nicht nur ein tolles Lesebuch, das zu Recht vor wenigen Wochen beim Deutschen Gartenbuchpreis 2020 ausgezeichnet wurde. Das Buch ist auch ein praktisches und übersichtliches Nachschlagewerk.

Im Buch sind die Sorten kurz und anschaulich porträtiert. In den Klappen verbergen sich zudem zwei tolle Übersichten: Eine zeigt die einzelnen Sorten, ihrer Reifezeit und Verwendung. Die andere beschreibt die Arbeiten, die in einem Kartoffel-Jahr anstehen.

Kartoffelliebe Buch Heidi Lorey

Heidi Lorey: Kartoffelliebe. Pflanzen, ernten, Sortenvielfalt genießen. Ulmer Verlag, 2019. 144 Seiten, 187 Farbfotos, 5 farbige Zeichnungen, 5 Tabellen, Klappenbroschur. 16,95 Euro. ISBN 978-3-8186-0649-7

Heidi Lorey im Interview

Gerade weil Heidi mit so viel Leidenschaft über Kartoffeln schreibt und so viel Erfahrung hat, wollte ich natürlich wissen, was sie so an der Knolle fasziniert und welche Tipps sie für den Anbau gibt. Daher freue ich mich sehr, dass sie mir ein paar Fragen beantwortet hat.

Wie ist deine Liebe zu Kartoffeln entstanden?

Ich bin mit einem großen Nutzgarten aufgewachsen, wir waren bis in die 1970er-Jahre Selbstversorger. Der Garten war mein Spielplatz: Mein Vater hat mich immer mitgenommen. Ich fand es toll, was es dort an Pflanzen und Tieren zu entdecken gab. Kartoffeln haben mich schon damals fasziniert: Man steckt eine Knolle in die Erde und erntet im Herbst 15 bis 20 Knollen.

Kartoffeln Bamberger Hörnle Foto Heidi Lorey
Kartoffelernte: Bamberger Hörnle. Foto: Heidi Lorey

Nach dem Abi habe ich eine Lehre gemacht als Gärtnerin und danach studiert, weil Gartenbau ein vielseitiger Beruf ist. In der Pflanzenzüchtung habe ich erlebt, wie vielfältig Kartoffeln und andere Gemüsepflanzen sind, mit Wildarten in ihren Heimatregionen. Im Lebensmittelhandel erhalten wir nur einen Bruchteil davon.

Der Auslöser, mich mit der Kulturgeschichte der Kartoffel in Südamerika und in Europa zu befassen, war dann ein ganz konkreter: Ich sollte für eine Freundin ´Bamberger Hörnle` besorgen und musste dafür nicht nur bis nach Bamberg fahren, weil es die in unserer Region nicht gab. Ich musste die Kartoffeln dann auch ein Jahr für den Kartoffelsalat selbst anbauen! Da sieht man: Kulturpflanzen sind Kulturgut!

Welche Sorte sollte man unbedingt mal ausprobieren – und warum?

Manchmal begeistert mich der Name der Kartoffel, wie ´Bamberger Hörnle`, oder die Schalenfarbe wie bei ´Blaue Donau`. Manchmal ist es das Alter: ´Institute de Beauvais` wurde 1854 in Frankreich gezüchtet.

Kartoffel Blüte Red Duke Foto heidi Lorey
Hübsche Blüte: Die Kartoffelsorte ‚Red Duke‘. Foto: Heidi Lorey

Meine liebste Frühkartoffelsorte ist der ´Red Duke of York`. Sie stammt aus England und ist eine Frühkartoffelsorte mit dunkelroter Schale und gelbem Fleisch, das herrlich schmeckt.

Außerdem muss ich immer eine mehlige Sorte für unseren Kartoffelbrei anbauen, weil die Landwirte das hier nicht machen. Dafür nehme ich meist ´Gunda`.

Worauf muss ich beim Kartoffelanbau unbedingt achten?

Kartoffelanbau ist kinderleicht, siehe: „Der dümmste Bauer…“.

Man muss nicht unbedingt Saatkartoffeln kaufen. Für einen ersten Versuch reicht eine angekeimte Knolle aus dem Gemüsefach des Kühlschranks.

Die Kartoffel mag schon ganz gerne einen guten Gartenboden. Auf sandigen Boden will sie nicht unbedingt, dorthin wurde sie durch den Getreideanbau verdrängt.

Auf dem Balkon reicht ein Topf mit zwei Litern für eine Kartoffelknolle aus. Man darf nur das Gießen nicht vergessen.

Kartoffeln in einem Reissack angebaut
Im Jahr 2014 habe ich schon mal Kartoffeln im Reissack angebaut.

Die Pflanze möchte hell stehen, muss nicht unbedingt in der Sommersonne braten. Frost an ihren Blättern verträgt sie überhaupt nicht, also Vorsicht bei Spätfrost im April und Mai!

Als Dünger reicht etwas Kompost aus. Man sollte die Pflanze nicht überfüttern, sonst wächst nur das Laub. Ernten kann man dann vielleicht nicht die dicksten Rekordkartoffeln, aber die leckersten.

Also: Los gehts! Vielleicht blüht deine Sorte schön im Topf, denn als Zierpflanze hat die Kartoffel ihre Karriere begonnen, bevor wir die Knollen gegessen haben.

Vielen Dank, liebe Heidi!

Und jetzt du!

Hast du schon einmal selbst Kartoffeln angebaut?

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Mel

Mel arbeitet als freiberufliche Journalistin und hat ein Herz für grüne Themen. Auf Kistengrün zeigt dir die begeisterte Balkon-Gärtnerin, wie du dir auf kleinem Raum ein grünes Paradies schaffst.

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