Der Frühling ist da – und mit ihm die erste Erntezeit des Jahres: Bärlauch, Löwenzahn, Giersch, Vogelmiere, Gundermann, Gänseblümchen und viele weitere leckere Wildkräuter können jetzt gepflückt werden. Aber Vorsicht: Nicht jedes grüne Blatt ist auch essbar!

Giersch

Früher war mehr Unkraut.

Da habe ich nicht lange überlegt, sondern einfach die Pflanzen aus der Erde gezupft und weggeworfen, die meine Eltern nicht im Beet haben wollten.

Seit ich einen eigenen Balkongarten habe, beschäftige ich mich viel mehr mit Grünzeug. Und nicht nur mit dem, das gesellschaftlich anerkannt ist.

Denn seien wir doch mal ehrlich: Giersch, Brennnessel und Vogelmiere haben einen ziemlich schweren Stand. Nicht jeder Gärtner ist begeistert, wenn er sie in den Beeten entdeckt. Sie nehmen dem „echten“ Gemüse Platz, Licht und Nährstoffe weg. Und sie vermehren sich in der Regel schnell: Sie wachsen eben – wie Unkraut.

 

Zwei Begriffe – eine Pflanze

Vogelmiere

Wildkräuter hingegen ist ein sehr romantischer Begriff. Hat was von wilder Natur, geheimnisvollem Kräuterwissen und alternativem Lebensstil. Und es klingt einfach viel cooler zu sagen: „Ich mach mir heute nen Wildkräuter-Salat“ als „Ich esse heute das Unkraut, das ich im Garten gejätet habe“.

Dabei sind es doch dieselben Pflanzen!

Was sind wir Menschen doch komisch…

Um den Ganzen jetzt die Krone aufzusetzen: Ich beschäftige mich durchs Balkongärtnern nicht nur mehr mit Unkraut. Ich baue es auch noch an.

Ja, richtig gelesen: Ich hole mir Unkraut auf den Balkon. Freiwillig und mit großer Begeisterung. Denn Bärlauch, Sauerampfer, Vogelmiere und Tellerkraut gehören zu den ersten Pflanzen, die ich im Frühjahr ernten kann. Für Dips, zum Kochen oder eben den berühmten Wildkräuter-Salat.

Und was soll ich sagen: Ich bin froh drum! Das schafft nicht nur Platz in der Bio-Tonne. Ich hab auch was Gesundes auf dem Tisch.

Und Achtung: Es schmeckt auch noch!!!! :-)

 

Das könnt ihr Leckeres aus Wildkräutern zaubern

Löwenzahn

Vogelmierenquark, Sauerampfersuppe, Giersch-Quiche und Bärlauch-Pesto – das sind nur einige leckere Rezepte, die ihr mit Wildkräutern machen könnt.

Das wohl vielseitigste Unkraut ist aber sicherlich Löwenzahn. Jedes Teil lässt sich verarbeiten: die jungen Blätter zu Salat, die getrockneten Wurzeln zu Kaffeeersatz, die Knospen als Kapern und die Blüten zu Brotaufstrichen, Gelee, Likör und Sirup.

Übrigens: Wegen ihrer Inhaltsstoffe gelten Wildkräuter als Superfood: „Wildkräuter enthalten insbesondere Beta-Carotin, Vitamin C, Kalium, Magnesium, Kalzium und Eisen sowie unglaublich viele Mengen an sekundären Pflanzenstoffen wie Polyphenole, Flavonoide und Terpene. Diese Stoffe haben eine gesundheitsfördernde Wirkung, wirken basisch, stabilisieren das Immunsystem und beugen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor“, sagte mir Ernährungstherapeutin Stefanie Seling-Stoll für einen Zeitungsartikel über Wildkräuter.

 

Worauf ihr beim Wildkräutersammeln achten solltet

Bärlauch

Wenn ihr trotzdem keine Lust habt, euren teuren Balkonkästen für Wildkräuter herzugeben: Kein Problem. In der Natur wächst jetzt mehr, als ihr essen könnt. Allerdings solltet ihr auf ein paar Dinge achten, wenn ihr sie in der freien Natur sammeln wollt.

Die wohl allerwichtigste Regel: Pflückt nur, was ihr zu 100 Prozent kennt. Gerade bei Maiglöckchen und Bärlauch, aber auch bei Schierling und Wiesen-Kerbel kann eine Verwechslung im wahrsten Sinne des Wortes tödlich sein.

Um essbare Pflanzen von giftigen Doppelgängern zu unterschieden, solltet ihr daher immer mit einem Kräuterbuch oder einer anderen Bestimmungshilfe unterwegs sein. Und bei Unsicherheiten die Pflanzen lieber ungepflückt lassen!

Neben der Frage was ihr pflückt, solltet ihr euch auch gut überlegen, wo ihr Wildkräuter sammeln wollt. Am Straßenrand wächst zwar so einiges, was auch auf den Teller passt. Allerdings vergeht mir der Appetit bei dem Gedanken, dass solche Grünstreifen auch durch Autoabgase belastet sind. Stichwort: Feinstaub.

Gänseblümchen

Ähnliches gilt leider auch für Ackerränder. Auch hier solltet ihr besser die Pflanzen stehen lassen, da die Kräuter mit Pflanzenschutzmittel belastet sein könnten. :-(

Abgelegene Ecken wie Parks, Wiesen und Flussufer sind daher zum Sammeln besser geeignet – solange sie nicht als Hundeklo benutzt werden… und sie nicht als Naturschutzgebiet ausgewiesen sind. Denn dort ist das Sammeln von Pflanzen verboten!

Wenn ihr keine Ahnung habt, wo ihr Kräuter in der freien Natur sammeln könnt: Auf der Webseite von Mundraub könnt ihr geeignete Stellen einsehen – und auch selbst welche eintragen. :-)

Die ideale Zeit zum Wildkräuter sammeln gilt übrigens der späte Vormittag an einem schönen, trockenen Tag. Die Pflanzen sind dann besonders saftig und nicht so schlapp wie nach der Mittagshitze. :-)

Erntet am besten nur gesunde Pflanzenteile und transportiert sie in einem flachen Korb oder einem Leinbeutel nach Hause. In Plastiktüten werden sie sehr schnell matschig. :-(

Knoblauchrauke

Nehmt immer nur so viel mit, wie ihr auch verarbeiten könnt. Andere Sammler freuen sich – und die Pflanzen brauchen ein paar Blätter um weiter wachsen und wieder beerntet zu können. :-)

Viel Spaß beim Sammeln und Verarbeiten! :-)

Übrigens: Jeannette widmet sich in ihrem Blog Wilder Wegesrand fast ausschließlich dem Thema Wildkräuter. Klickt doch mal rein! :-)

 

Dieser Artikel ist auch auf dem Blog Diese Rombergs erschienen, für die ich regelmäßig als Gastbloggerin schreiben darf. Vielen Dank! :-)

 

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Mel

Mel arbeitet als freiberufliche Journalistin und hat ein Herz für grüne Themen. Auf Kistengrün zeigt dir die begeisterte Balkon-Gärtnerin, wie du dir auf kleinem Raum ein grünes Paradies schaffst.

13 Kommentare

MadTee · 19. April 2017 um 2:24 pm

Wildkräuter = Unkraut! Und wieder etwas dazugelernt. Toller Post!

    Mel · 24. April 2017 um 1:17 pm

    Hi MadTee,

    vielen Dank! :-)
    Wobei: So ganz pauschal kann man das ja leider auch nicht sagen. Es gibt noch das ein oder andere „Unkraut“ im Garten, dass auf keinen Fall gegessen werden sollte!
    Gerade die Verwechslungsgefahr von Giersch und Gefleckten Schierling ist extrem hoch – und kann tödlich sein. Also immer ganz sicher, dass das, was man da auf dem Teller hat, auch essbar ist!

    Viele Spaß beim Sammeln und Auspobieren! :-)
    Kistengrüne Grüße
    Mel

David · 23. April 2017 um 11:11 am

Bin mit dem Artikel einverstanden! Plädiere für mehr Unkraut, weil ich finde, die Pflanzen die niemandem Schaden, kostenlos wachsen, ohne Dünger und Pflege auskommen und zudem essbar sind, eine Existenzberechtigung haben.

    Mel · 24. April 2017 um 1:21 pm

    Hallo David,

    das sehe ich das ganz genauso! Einfacher, fauler und vor allem günstiger gärtnern geht kaum. ;-)
    Aber wie heißt es doch? Was der Bauer nicht kennt…
    Das kann man sicherlich auch über einige Gärtner sagen. Bei uns war es ja auch so zuhause. Aber wir lernen ja immer gern was dazu. :-)

    Kistengrüne Grüße
    Mel

Jessica · 25. April 2017 um 9:31 am

Danke! Ich werde beim nächsten Unkraut-Zupfen im Garten mal etwas vorsichtiger sein ;-)
Liebe Grüße
Jessica

    Mel · 27. April 2017 um 2:20 pm

    Liebe Jessica,

    gerne doch! :-)
    Bin gespannt, was du so alles im Garten entdeckst, das nun auf dem Teller und nicht auf dem Kompost landet. :-)

    Kistengrüne Grüße
    Mel

Kathreen von "Mach mal" · 28. April 2017 um 9:19 am

Toller Beitrag mit vielen nützlichen Informationen! Den werden wir auf unserer Facebook-Seite (https://www.facebook.com/machmalwasduwillst) teilen! Liebe Grüße, Kathreen von „Mach mal“

    Mel · 2. Mai 2017 um 4:31 pm

    Hallo Kathreen,

    vielen Dank – auch fürs Teilen! :-)

    Kistengrüne Grüße
    Mel

- Gartengestaltung Janzen · 23. April 2017 um 2:38 pm

[…] kann. Warum nicht mal das Unkraut essen anstatt es nur zu vergiften. Melanie von Kistengrün hat hier einen schönen Blogpost darüber […]

Bildungsurlaub zu Wildkräutern: Jetzt gibt's Hecke! · 30. Juli 2017 um 9:34 am

[…] Und das alles mit Zutaten, die viele sonst nur als Unkraut kennen! […]

Nützliche Schönheit in Beet und Balkonkasten: Pflanzt Inkarnat-Klee! · 6. Februar 2018 um 11:55 am

[…] Sein (frisches oder trockenes) Grün bedeckt zudem die blanke Erde in Beet und Balkonkasten. Dadurch schützt es den Boden nicht nur vor Austrocknung, sondern unterdrückt auch ungewollte Wildkräuter. […]

Umweltschutz im Garten - Garten-Janzen · 4. April 2018 um 8:30 pm

[…] kann. Warum nicht mal das Unkraut essen anstatt es nur zu vergiften. Melanie von Kistengrün hat hier einen schönen Blogpost darüber […]

Leckeres Unkraut: Wie Vogelmiere die Küche bereichert · 13. April 2018 um 2:37 pm

[…] Unkraut nennen sie die einen, Wildkraut die anderen – über die unterschiedlichen Sichtweisen habe ich ja schon öfters bei Kistengrün geschrieben. […]

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